April ist Limb Loss and Limb Difference Awareness Month – Menschen nach Gliedmaßenverlust im Mittelpunkt

April ist Limb Loss and Limb Difference Awareness Month – Menschen nach Gliedmaßenverlust im Mittelpunkt

veröffentlicht am 28th April 2023

Der April ist ein besonderer Monat, denn er steht für den „Limb Loss und Limb Difference Awareness Month“ (LLLDAM), der von der Amputee Coalition in den USA ins Leben gerufen wurde. Diese Organisation legte ihren Grundstein 1986 und startete mit einer kleinen Gruppe, die sich bis heute zu einer führenden nationalen gemeinnützigen Organisation, die Menschen mit Gliedmaßenverlust durch Aufklärung, Unterstützung und Fürsprache unterstützt, entwickelt hat. 2010 entstand der mutige Schritt der Amputee Coalition, den April zum „National Limb Loss Awareness Month“ zu erklären, der mittlerweile nun global Einzug gehalten hat, um Menschen zu würdigen, die mit diesem Verlust leben.

Bundesweite Lobbyarbeit für Menschen mit Arm- oder Beinamputation

Es gibt mittlerweile auch in Deutschland Organisationen und Gruppen, die sich für die Rechte von amputierten Menschen einsetzen. Diese bieten Unterstützung und Ressourcen für Menschen, die eine Amputation durchmachten oder einen angeborenen Gliedmaßendefekt (Dysmelie) haben. Sie helfen dabei, die öffentliche Aufmerksamkeit zu erhöhen, und setzen sich dafür ein, dass die Bedürfnisse dieser Menschen berücksichtigt werden. So wurde am 17. Oktober 2009 der „Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation“ (BMAB) als Interessenvertretung gegründet, zu deren Mitgliedern spezialisierte Selbsthilfegruppen sowie engagierte Einzelpersonen zählen und die ein bundesweites Netzwerk aufgebaut hat. Der BMAB bietet zahlreiche Aufklärungs- und Unterstützungsmöglichkeiten, wie z. B. die Verbandszeitschrift Amputee. Es finden regelmäßig Veranstaltungen und Kongresse statt. Die Initiative AmpuRucksack als „Erste-Hilfe-Kasten“ für Frischamputierte wurde gestartet und Peers im Krankenhaus für akut amputierte Patienten etabliert. Jährlich findet das BMAB-Jugendcamp statt. Hier können betroffene Kinder und Jugendliche mit einer Menge Spaß und Freude in der Gemeinschaft entdecken, welche Möglichkeiten sie auch mit einer Behinderung haben. Erst wenn man selbst live diese Aktionen erlebt hat, kann man besser nachempfinden, wie wichtig solche Aktivitäten sind und mit wie viel Herzblut und Feingefühl an diese Projekte herangegangen wird. Allen Menschen, die sich dafür einsetzen und diese Projekte unterstützen, gebührt eine große Ehre und herzlicher Dank. Diese Netzwerk- und Aufklärungsarbeit hilft in fast allen Lebenslagen und es ist wichtig, sie zu unterstützen.

Bewusstseinsförderung für Menschen nach Verlust von Gliedmaßen

Unbekümmerte Bewegung in der Natur, Wanderungen im hügeligen Gelände, Austarieren von Unebenheiten, Urlaub machen, an unterschiedlichsten Aktivitäten teilhaben – für den Großteil der Bevölkerung selbstverständlich. Wenn allerdings durch einen traumatischen Schicksalsschlag, wie eine Amputation, die gewohnte Mobilität verloren geht, beginnt ein harter Kampf, um diese wieder zu erlangen. So ist der Gedanke entstanden, sich anzuschließen und das Bewusstsein zu fördern für Menschen, die vom Verlust von Gliedmaßen betroffen sind. Bei dieser Kampagne beteiligt man sich mit Geschichten von Menschen, die jeden Tag aufs Neue beweisen, dass in dieser Situation auch das Gewöhnliche außergewöhnlich ist und die passende Prothesenversorgung dabei eine immense Rolle spielt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Menschen sowie ihre Leistungen und Erfolge. Wir setzen in diesem Zusammenhang den Fokus auf Menschen mit Oberschenkelamputation. Für die Fortbewegung als Oberschenkelamputierter muss man um bis zu 100% [1] mehr Energie aufbringen. Ein vielfacher Mehraufwand an Energie, der unabdingbar zu berücksichtigen ist, im Vergleich zu Nichtamputierten. Diese Aktion soll Mut machen, motivieren und auch Aufmerksamkeit wecken.

Matthias hat bei seinem Spontanurlaub in der Dominikanischen Republik gezeigt, dass es mit der richtigen Prothese möglich ist, sicher unterwegs zu sein. Zu Land, auf und im Wasser und sogar auf Palmen.

Caro ist Vizeweltmeisterin. Bei der Para-Agility-WM hatte sie ihr Können unter Beweis gestellt. Ihre Lucy war in Bestform und erreichte dieses hervorragende Ergebnis aufgrund fehlerfreier Parcoursbewältigung und immenser Schnelligkeit.

 

Frank erfüllte sich seinen Lebenstraum und pilgerte mit seinem Rucksack entlang der Atlantikküste landeinwärts durch zwei Länder über Portugal nach Spanien. In nur 15 Tagen legte Frank 235 km mit seiner Prothese den portugiesischen Jakobsweg zurück und erreichte die Kathedrale von Santiago de Compostela.

Andrea verliert nach einem tragischen Unfall ihr Bein und das Leben veränderte sich somit schlagartig von einem Tag zum anderen. Sie schaffte es mit eisernem Willen, mit diesem Schicksalsschlag umzugehen und sich mit Resilienz zurück ins Leben zu kämpfen. Die Bewegung in der Natur als Nationalpark-Rangerin ist dabei ein Schlüssel zu ihrem Glück. (Bild: www.austria.info)

   

Inspire To Elevate

Während des Limb Loss and Limb Difference Awareness Month geht es darum, die Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse von beinamputierten Menschen zu lenken. Es geht darum, die Öffentlichkeit darüber aufzuklären, was diese Menschen durchgemacht haben und was sie noch durchmachen. Es geht auch darum, auf die Bedeutung von Inklusion und Barrierefreiheit hinzuweisen und zu betonen, dass jeder Mensch das Recht auf gleiche Chancen hat. Durch die Schaffung von Bewusstsein und Aufklärung können wir alle dazu beitragen, eine inklusivere und barrierefreiere Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch das Recht hat, erfolgreich, glücklich und mündig zu sein.

Wir möchten auch dazu aufrufen, bei dieser Kampagne mitzumachen, um zu zeigen, was Prothesenträger ganz persönlich außergewöhnlich macht. Wir wollen mithelfen, in unserer Gesellschaft das Bewusstsein zu schärfen und posten Videos, Bilder und Geschichten. Helfen Sie mit, diesen besonderen Monat April in den kommenden Jahren mit zu fördern und beteiligen Sie sich mit an der Kampagne in den sozialen Medien. Markiert werden die Beiträge mit den Hashtags der Amputee Coalition #LLLDAM, #LLAM, #NoAmputeeAlone und #WeThrive.

Mehr Eindrücke gibt es auf der Blatchford-Facebookseite.

 

Der Beitrag erschien in der Orthopädie aktuell, Ausgabe 04/2023 mit dem Schwerpunkt Prothetik. Hier gehts zum Newsletter 04/2023

 

Quelle, Referenzen:

[1] Baumgartner R, Botta P. Amputation und Stumpfversorgung, 2007

 

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